- 22. Sept.
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Das Unternehmen Lekkerland plant den Bau eines modernen Logistikzentrums direkt vor Ort. Der Gemeinderat hat sich bereits intensiv mit dem Vorhaben beschäftigt – und auch wir als Verein „Gut leben in Mühlhausen e. V.“ haben die Planungen sorgfältig geprüft und bewertet.
Nach Abwägung aller verfügbaren Informationen sind wir zu dem Schluss gekommen: Eine offene, sachliche und respektvolle Diskussion über die Chancen und Risiken dieses Projekts ist für unsere Gemeinde unerlässlich.
Mit rund 90.000 Quadratmetern Fläche ist das Projekt dreimal so groß wie das gesamte Wohngebiet „Weißer Weg“ – ein Maßstab, der deutlich macht, wie weitreichend die Auswirkungen auf Ortsbild, Infrastruktur und Lebensqualität sein können.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die bestehenden Möglichkeiten zu nutzen, um sich umfassend zu informieren – sei es durch Gespräche, öffentliche Veranstaltungen oder eigene Recherchen. Nur auf Basis eines transparenten Dialogs kann eine Entscheidung getroffen werden, die dem langfristigen Wohl Mühlhausens gerecht wird.
Besonders positiv hervorzuheben ist, dass ein Ratsbegehren vorbereitet wird – und damit die Bevölkerung aktiv in die Entscheidungsfindung eingebunden wird. Diese Form der demokratischen Beteiligung stärkt das Vertrauen in die Gemeindepolitik und zeigt: Es geht nicht nur um Baupläne, sondern um die Zukunft unseres Ortes.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Projektverantwortlichen von Beginn an für Transparenz gesorgt haben. Die Zahl von rund 1.000 Fahrzeugbewegungen täglich wurde offen kommuniziert – ohne Beschönigung. Genau diese Ehrlichkeit schafft Vertrauen und ermöglicht eine sachliche Diskussion über Verkehrsführung, Lärmschutz und Umweltaspekte.
Zugleich sehen viele Bürgerinnen und Bürger auch Chancen für unsere Gemeinde:
Neue Arbeitsplätze direkt vor Ort
Höheres Gewerbesteueraufkommen
Verbesserte Infrastruktur
Signalwirkung für weitere Ansiedlungen
Entscheidend wird jedoch sein, ob Lekkerland nicht nur baut – sondern sich auch als Teil unserer Gemeinschaft versteht. Gespräche über Unterstützung für die Freiwillige Feuerwehr, den Sportverein, den Kindergarten oder andere lokale Einrichtungen wären ein wichtiges Zeichen. Jetzt kommt es darauf an, dass Worten auch Taten folgen.
Gerade bei einem Projekt dieser Größenordnung müssen zentrale Fragen offen und ehrlich gestellt werden dürfen. Deshalb richten wir uns direkt an den Gemeinderat – mit zehn konkreten Anliegen, die aus Sicht vieler Bürgerinnen und Bürger beantwortet werden sollten:
Aus welchen konkreten Gründen befürwortet der Gemeinderat den Bau des Logistikzentrums durch Lekkerland? Welche wirtschaftlichen, infrastrukturellen oder sozialen Vorteile sieht die Gemeinde in diesem Projekt – und wie wurden diese bewertet? Gibt es belastbare Schätzungen?
Wie genau wird sich Lekkerland langfristig im Ort engagieren? Gibt es bereits verbindliche Zusagen über Unterstützung für lokale Einrichtungen wie die Freiwillige Feuerwehr, den Sportverein, den Kindergarten oder andere gemeinnützige Initiativen wie Kulturgemeinschaft oder Ärztehaus (die Beteiligung örtliche Betriebe liegt zum Teil bei mehr als 50.000 €)?
Wie wird sich das Ortsbild durch das neue Logistikzentrum verändern? Wird die bauliche Gestaltung Rücksicht auf die ländliche Umgebung nehmen – oder entsteht ein Industriekomplex, der das gewachsene Erscheinungsbild unserer Gemeinde dauerhaft prägt?
Was passiert mit dem Gebäude, falls Lekkerland den Standort aufgibt? Gibt es vertragliche Regelungen oder kommunale Vorkaufsrechte, um eine sinnvolle Nachnutzung sicherzustellen – und wie wird verhindert, dass ein leerstehender Komplex das Ortsbild und die Entwicklung hemmt?
Was passiert mit den freibleibenden Flächen rund um das Logistikzentrum? Wie viel von den 9ha dürfen bebaut und befestigt werden? Gibt es bereits Pläne für weitere Bebauung – und wie wird die Gemeinde in diese Entscheidungen eingebunden?
Haben wir als Gemeinde Einfluss auf die Art der Gewerbe, die sich künftig im weiteren Gewerbegebiet ansiedeln? Können wir aktiv steuern, welche Branchen willkommen sind – und welche wir aus sozialen, ökologischen oder verkehrstechnischen Gründen ablehnen? Auf welcher Rechtsgrundlage wird das erfolgen?
Besteht die Möglichkeit, bestimmte Gewerbeformen gezielt zu verhindern? Etwa solche, die mit hohem Lärmaufkommen, Umweltbelastung oder geringer lokaler Wertschöpfung verbunden sind?
Wie werden die Anwohner vor der zusätzlichen Belastung geschützt? Es ist seit langem bekannt und anerkannt, dass Lärm krank macht. Der Gesetzgeber fordert, dass Lärm möglichst am Entstehungsort zu vermeiden ist. Was genau unternimmt Lekkerland um mit den Schallimmissionen nicht nur die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten, sondern auf ein maximal mögliches Maß zu reduzieren? Gibt es konkrete Maßnahmen zu Lärmschutz, Verkehrslenkung, Nachtbetrieb oder Emissionsbegrenzung – und wie werden diese kontrolliert?
Sind Sozialräume für die Fahrerinnen und Fahrer vorgesehen? Wird es Aufenthaltsmöglichkeiten geben, die den Menschen hinter dem Lenkrad gerecht werden – etwa mit sanitären Einrichtungen, Pausenräumen oder Verpflegungsangeboten?
Ist eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Logistikzentrums vorgesehen? Wird das Gebäude energetisch nachhaltig geplant – und kann die Gemeinde hier Einfluss auf ökologische Standards nehmen?
Wird eine Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw geschaffen? Ab wann bzw. wann spätestens ist die Lekkerland-Flotte und die der Anlieferer auf leise und schadstoffarme Elektro-LKW umgestellt? Ist vorgesehen, dass moderne, emissionsarme Logistik auch technisch unterstützt wird – und wie nachhaltig ist das Verkehrskonzept insgesamt?
Diese Fragen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass das Projekt nicht nur kurzfristig wirtschaftlich sinnvoll ist – sondern auch langfristig zur Lebensqualität und Identität unserer Gemeinde passt.
Wir freuen uns auf einen offenen Austausch – und auf eine Entwicklung, die unsere Gemeinde stärkt, ohne sie zu überfordern.


